#Die Bucket List. Part 1: Madrisella Rinne im Montafon

NinaEinblicke

In den letzten Jahren haben wir immer wieder auf verschiedene Abfahrten geschaut, die wir unbedingt mal machen wollten. Doch es war entweder nicht der Mut oder die richtige Schneesituation da. So kam mit den Jahren in Vorarlberg eine kleine Bucket List zusammen. Und der Winter 17/18 bescherte uns nun endlich stabile Nordhänge, ausreichend Schnee und inzwischen auch genug Selbstvertrauen, um ein paar dieser Abfahrten von besagter Liste zu streichen. Angefangen haben wir mit der Madrisella Rinne Mitte Januar.

Die Madrisella ist ein 2.466 m hoher Gipfel im Skigebiet Silvretta Montafon (Vorarlberg). Die Tour ist konditionell nicht überfordernd (Aufstieg max. 1,5-2,5 Stunden, ca. 450 Höhenmeter). Startpunkt ist die Bergstation des Burg Schlepplifts. Ein Tagesticket der Silvretta Montafon ist leider nötig, wenn man die extra Höhenmeter nicht auf sich nehmen möchte. Es gibt drei mögliche Abfahrten: nord-westlich ab durch die Mitte, äh Mulde (>35 Grad), süd-westlich im großen Bogen (super bei Firn, >30 Grad) und nördlich Direttissima durch die Rinne (>40 Grad). Alle drei enden im Novatal und mit ein wenig Schieberei am Nova Lift.

An der Bergstation angekommen, fahren wir nach links und nach etwa 100 m zum Anfellplatz am rechten Pistenrand. Jetzt geht man leicht ansteigend durch die Lawinengalerie rechts um die „Ecke“. Nach ein paar Minuten sieht man schon eine Wechte im Sattel, die je nach Winter mehr oder weniger ausgebildet ist. Einmal über die Wechte gestiegen, sieht man linker Hand eine erste Steilstufe. Diesen kurzen Anstieg hoch und dann immer weiter über den Grat laufen. Ich hab’s ja nicht so mit Graten, aber genieße dennoch jedes Mal die traumhafte Aussicht da oben. Zahllose Gipfel der Silvretta und des Rätikon sind von hier zu sehen. Die Gratwanderung entlang der Versettla führt einen mal etwas hinauf, dann hinunter (mit Fellen nicht so lustig), wieder hinauf… währenddessen hat man immer das Gipfelkreuz der Madrisella im Blick. Beim letzten Teilstück scheiden sich die Geister: Die einen gehen geradeaus und steil zum Kreuz hoch (Harscheisen im Frühjahr sinnvoll!), die anderen (wir) bevorzugen den einfacheren, etwas längeren Weg nach Links mit Querung des südöstlich ausgerichteten Gipfelhangs. Eine detaillierte Karte findet ihr bei Montafon Tourismus.

Wir sind also am Kreuz angekommen und suchen erstmal den Einstieg in die Rinne. Auf der Outdoor-Active Karte sah es eher aus, als könnte man die Stelle nicht befahren (alles rot >40 Grad). Von oben war aber schnell klar, wo es lang geht. Ich bin also zuerst noch ein paar Höhenmeter in nord-westliche Richtung abgefahren und stand dann auch schon am Einstieg. Wo ich erstmal tief durchatmen musste. Ich fahre gern steil und überaus gern Rinnen, aber diese ist steiler und enger als alle, die ich bisher gefahren bin. Mit neuem Respekt hab ich an dieser Stelle dann doch mal die Jungs vorgelassen. Das lief, also nix wie hinterher. Flitzeaufgeregt und happy zugleich hab ich einen Schwung nach dem anderen durch das enge Couloir gezogen. Der Schnee ganz oben war super griffig. Perfekte Bedingung. Irgendwann wurde es deutlich breiter, blieb aber noch steil. Spätestens in der Mitte fingen die Oberschenkel an zu brennen und mir wurde klar, warum die in den alten Filmen immer so schnaufen (#blizzardsofaahhhs). Nach zwei Dritteln wurde der Schnee dann brutal hart. Gar nicht mehr perfekt, aber egal, weil Du es bis dahin geschafft hast. Jetzt kurz Verschnaufen und weiter. Und immer mal wieder zurückblicken auf die Rinne, deine Freunde angrinsen und weiter. Der Kopf kann nur noch in „Boah“, „Aahh“ und „Wow“ denken… Totaler Endorphinrausch. Unten im Novatal mussten wir dann noch durch oder um die Felsen navigieren, über den Bach drüber und auf der Schwarzköpfle Route zurück zum Lift fahren. Für eine anschließende Pause eignet sich super die Bank an der Schwarzköpfle Bahn. Darauf haben uns glückselig fallen gelassen, Butterbrot gegessen, auf unsere Abfahrt gestarrt und sind langsam vom Adrenalinhoch runtergekommen.

Oh, und falls es jemand wissen will: Ja, ich bin da mit Pin-Bindung runter gefahren. Meine Kingpin hat keine Anstalten gemacht. Alles gut. #rulethemountain

Und noch was: Ich setze hier natürlich voraus, dass ihr die nötige Ausrüstung und die Lawinenkunde fürs Skitouren parat habt. Bitte macht das nicht ohne Vorkenntnisse. Ortsunkundigen empfehle ich sowieso einen Guide: die Bergführer Montafon oder Guide Simon kennen sich bestens aus.

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